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Achtsamkeit an der Graf-Heinrich Schule

Im Juli haben drei Lehrerinnen der Graf-Heinrich Schule eine Achtsamkeitsqualifizierung abgeschlossen. Und schon kommt das Erlernte den Kindern zugute.

Die Schüler der Klasse 8 a legen ihre Köpfe nieder und richten ihre Aufmerksamkeit auf den Atem. Sarah Schmid, ihre Lehrerin, schlägt einen Klöppel gegen eine Klangschale. Ein voller Klang tönt durch den Raum, hallt nach und verebbt in der Stille des Klassenzimmers. Die Schüler lauschen dem Klang nach bis sie ihn nicht mehr hören. Dann richten sie sich wieder auf, blinzeln und recken sich. „Ich find die Übung gut, da kann man runterkommen,“ sagt ein Junge in der dritten Reihe. Und sein Tischnachbar: „Ich fühle mich jetzt ruhiger.“

Sarah Schmid hat diese denkbar einfache Übung in der Achtsamkeitsqualifizierung gelernt, die im Juli an der Graf-Heinrich Schule zu Ende ging. Im nächsten Schuljahr möchte sie eine Meditations-AG ins Leben rufen. „Die positiven Effekte des Achtsamkeitstrainings bemerke ich vor allem bei mir selbst,“ sagt Schmid. „Nach der Meditation fühle ich mich meistens ausgeglichener. Und meine Schüler wirken auf mich nach den Übungen ruhiger und konzentrierter.“

Die Achtsamkeitsqualifizierung wurde im vergangenen Jahr von dem gemeinnützigen Verein AKiJu e.V. (AKiJu steht für Achtsamkeit für Kinder und Jugendliche) in Zusammenarbeit mit dem MBSR-MBCT-Verband, dem Zusammenschluss von über tausend Achtsamkeitslehrenden in Deutschland, speziell für pädagogische Fachkräfte entwickelt. Gefördert wurde die Initiative durch das Programm „Auf!leben – Zukunft ist jetzt.“ der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung. Seitdem konnten in mehr als 83 Kursen bundesweit rund tausend pädagogische Fachkräfte Meditation, Atem- und Körperübungen einstudieren, um sie in Eigenregie im Unterricht anzuwenden. An der Hausacher Graf-Heinrich Schule hat Katharina Lehmann-Nink, Achtsamkeitstrainerin aus Zell am Harmersbach, den Kurs angeleitet. Bei ihrem Einsatz mit Lehrkräften schätzt sie besonders den Multiplikatoreneffekt: „Für mich ist es ein großes Glück zu erfahren, dass meine Teilnehmerinnen die Übungen an die Schüler weitergeben. Das bedeutet, die Kinder kommen in Kontakt mit sich selbst und lernen ihre Körpersignale wahrzunehmen.“ Mittlerweile wurde das Lehrertraining durch die Pädagogische Hochschule Heidelberg evaluiert: Demnach können rund 80 Prozent der Teilnehmenden das Erlernte in ihrer pädagogischen Arbeit umsetzen.

Priska Scharer führt die Übungen bereits mit Erstklässlern durch: „Ich war erstaunt, wie offen die Kinder dafür sind. Im Sachunterricht behandelten wir das Thema Luft und sprachen über die Atmung. Die Kinder spürten nach, woher der Atem kommt und wohin er geht. Auch Gehmeditation mochten sie auf Anhieb, also langsamen Schrittes gehen, lautlos, dem eigenen Atem entsprechend. Was sich kompliziert anhört, scheint den Kleinen ganz leicht zu fallen." Die erfahrene Lehrerin ist überzeugt, dass ihre Schützlinge von den Übungen profitieren: "Stress ist ein Wort, das auch schon Kinder kennen. Die Übungen verhelfen ihnen dazu, in sich hinein zu spüren und wortwörtlich ‚auf sich acht zu geben‘. Je früher das ein Mensch lernt, desto besser."

Trainerin Lehmann-Nink verspricht sich noch einen weiteren Effekt für die Kinder: „Eine Gemeinschaft, in der Achtsamkeit praktiziert wird, kultiviert Mitgefühl. Ich kann mir keinen besseren Ort dafür vorstellen als Schule!“